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Pantheon in Rom

Schwarzweiss Dienstleistungs GmbH
2017-06-01 10:26:00 / Kommentare 0
Pantheon in Rom - Pantheon in Rom

Den Göttern geweiht: Das Pantheon

Das Pantheon (griechisch pan für „alles“ und „theós“ für Gott – auf Italienisch auch La Rotonda‚ die Rotunde genannt) ist ein antikes Bauwerk in Rom und seit 609 n. Chr. eine katholische Kirche. Das Pantheon steht auf dem Platz Piazza della Rotonda.

Unter Kaiser Hadrian wurde das römische Pantheon etwa 119/125 n. Chr. fertiggestellt. Das Pantheon besaß für mehr als 1700 Jahre die größte Kuppel der Welt, gemessen am Innendurchmesser. Zudem gilt das römische Bauwerk als am besten erhaltener Bau der römischen Antike. Der Einfluss des Pantheons auf die Architekturgeschichte war seither bedeutend – bis in die Neuzeit. Das Pantheon besteht aus zwei Hauptelementen: einem Pronaos mit rechteckigem Grundriss und einer Tempelfassade im Norden und einem kreisrunden, überkuppelten Zentralbau im Süden. Auf dem Marsfeld erbaut, war es ursprünglich ein den Göttern Roms geweihtes Heiligtum. Bis heute ist umstritten, welche Götter verehrt wurden.

Seit 13. Mai 609 ist das Pantheon eine katholische Kirche, geweiht der heiligen Maria (Sancta Maria ad Martyres). Vor allem zu hohen kirchlichen Feiertagen werden Messen abgehalten. Am 23. Juli 1725 erhob Papst Benedikt XIII das Pantheon zur Titeldiakonie. Papst Pius XI übertrug diese am 26. Mai 1929 an Sant Apollinare alle Terme Neroniane-Alessandrine.

Das Pantheon in Rom

Pantheon im Wandel der Zeit

Die Kirche heißt noch heute Pantheon. In dem antiken Gebäude sind bedeutende Persönlichkeiten bestattet, was von der späteren Nutzung des römischen Pantheons herrührt. Zudem bezeichnet auch die Religionswissenschaft mit dem Begriff Pantheon alle Götter einer Religion.

Das heutige Pantheon ist Nachfolger eines Tempels, den Agrippa nach seinem Sieg bei Actium von 27 bis 25 v. Chr. zu Ehren seines Freundes und Förderers Augustus errichten ließ. Schon dieser war als Rundbau angelegt. Er hatte auch dieselben Ausmaße und die gleiche Ausrichtung wie sein heute bestehender Nachfolger. Im Jahr 80 n. Chr. brannte der Bau in einem Feuer, das große Teile Roms zerstörte, nieder. Kaiser Domitian ließ das Bauwerk restaurieren. Wie dieser Bau damals aussah, ist nicht bekannt. Nur das Niveau des Fußbodens ist aus diesem ersten auch dem heutigen Gebäude erhalten.

Baugeschichte des Pantheons

Erneut musste das Pantheon im Jahr 110 neu aufgebaut werden. Ein Blitzschlag zerstörte das antike Gebäude dieses Mal. Die Forschung schreibt diesen kompletten Wiederaufbau Kaiser Hadrian zu und datiert die Errichtung des heute zu sehenden Bauwerks auf zwischen 118 und 125. Andere Forschungsergebnisse lassen aufgrund von Ziegelstempeln jedoch eine Bauzeit von bereits 114 bis 119 n. Chr. möglich erscheinen. Dieser Baubeginn fiele also noch unter die Herrschaft von Hadrians Vorgänger Kaiser Trajan. Der Architekt des römischen Pantheons ist unbekannt. Die traditionelle Zuweisung an Apollodor von Damaskus gilt als umstritten.

Vom Tempel zur Kirche: Die Geburt Allerheiligens

Auch wie lange das Pantheon kultisch genutzt wurde, lässt sich nicht genau bestimmen. Spätestens Anfang des 5. Jhd., unter Kaiser Honorius, wurde der Tempelbetrieb endgültig eingestellt. Im Jahr 608 schenkte der oströmische Kaiser Phokas das Pantheon Papst Bonifatius IV. Am 13. Mai 609 wurde das Pantheon geweiht als Kirche Sancta Maria ad Martyres zum Gedenken aller Märtyrer – der Ursprung des seit 835 begangenen Festes Allerheiligen!

Zur Rotonda und Kanonen

Später erhielt das Pantheon aufgrund seiner Bauweise den Namen Santa Maria Rotonda. In nachantiker Zeit wurden zwei Säulen auf der Ostseite des Pronaos durch Säulen aus den Nerothermen ersetzt. Als der oströmische Kaiser Konstans II im Jahr 663 Rom besuchte, ließ er die vergoldeten Bronzeplatten der Kuppel abnehmen und verfrachtete sie nach Konstantinopel. Diese wurden später ersetzt.

Im Jahr 1270 wurde ein Glockenturm über dem Pronaos des Pantheons errichtet. Im Laufe des 15. und 16. Jhd. wurde der Platz vor dem römischen Pantheon im Auftrag mehrerer Päpste freigeräumt und eingeebnet. So entstand die heutige Piazza della Rotonda. Seit dem 16. Jhd. wurde das Pantheon dann zur Grabkirche für bedeutende Persönlichkeiten. Später wurden hier auch Mitglieder des italienischen Königshauses begraben. Auch der bedeutende Künstler Raphael wurde im Pantheon auf eigenen Wunsch und in Anerkennung seiner Leistungen beigelegt. Im 17. Jhd. ließ Papst Urban VIII aus der Familie der Baberini bronzene Platten entfernen, mit denen der Dachstuhl des Pronaos verkleidet war. Seinem Geschlecht machte er alle Ehre, indem er die Platten größtenteils zu Kanonen verarbeiten ließ!

Pantheon im Wandel

Einen anderen Teil der Kuppelbronze-Platten ließ Papst Urban VIII für das Ziborium des Petersdoms verbauen. Die Bevölkerung Roms prägte fortan ein Sprichwort: „Quod non fecerunt barbari, fecerunt Barberini“ („Was die Barbaren nicht schafften, das schafften die Barberini“). Anstelle des Glockenturms aus dem 13. Jhd. ließ Urban zwei von Bernini entworfene Türme im Osten und Westen des Pronaos errichten. Ende des 19. Jhd. wurden diese jedoch abgerissen.

Das Pantheon gehört insgesamt zu den am vollständigsten erhaltenen Bauten der römischen Antike. Dies ist wohl vor allem seiner recht frühen Umwandlung in eine Kirche zu verdanken.

Das Pantheon Agrippas

Agrippa ließ den ersten Bau des Pantheons auf dem Marsfeld in Rom errichten. Das Gelände hatte zuvor Marcus Antonius gehört. In unmittelbarer Nähe entstanden weitere von ihm geplante und finanzierte Bauprojekte: die Agrippa-Thermen oder die Saepta Iulia, eine große Versammlungshalle, deren Bau Caesar begonnen hatte. Die Baugestalt des ursprünglichen Pantheon Agrippas gab die Form des heutigen Bauwerks weitgehend vor.

Pantheon Tempel in Rom

Bauelemente des Pantheons Agrippas

Das römische Pantheon bestand bereits im Ursprung aus den beiden Hauptelementen, dem rechteckigen Pronaos im Norden und einem runden Hauptbau im Süden. Der ältere Pronaos, auf dessen Überreste man bei Grabungen in 1892/1893 sowie 1996/1997 stieß, lag an derselben Stelle wie der des Nachfolgerbaus. Dieser Pronaos war allerdings etwas breiter. Im Pronaos waren Statuen des Augustus und des Agrippa aufgestellt. Im Bereich der Rotunde stieß man ebenfalls bei Grabungen auf eine rund angelegte Mauer, welche der Fläche des späteren Rundbaus entsprach. Während der Nachfolgerbau des Pantheons hier überdacht war, war dies wohl ursprünglich nicht der Fall. Es war vielmehr ein kreisrunder, offener Hof von zirka 45 Meter Durchmesser, der von einer etwa zwei Meter hohen Mauer umgeben und mit Marmorplatten (Pavonazzetto) gepflastert war. Cassius Dio überliefert, das in dem Tempel Götterstatuen (Mars und Venus) sowie eine Statue Caesars standen.

Kaiser Hadrians Pantheon

Kaiser Hadrians Pantheon

Zu Zeiten Hadrians lag das Straßenniveau bis zu 2,50 Meter unter dem heutigen. Zum Nordeingang des Pantheons führte ein ungefähr 60 auf 120 Meter messender, mit Travertinplatten gepflasterter Platz, der im Westen, Norden und Osten von Säulenhallen eingefasst war. Die Hallen wurden von Säulen aus grauem Granit getragen und fußten auf einer Reihe von fünf Stufen aus Marmor (Giallo antico). Der Pronaos des Pantheons wurde im Westen und im Osten durch je ein Brunnenbecken aus Marmor mit den Säulenhallen verbunden. Die beiden Statuen der Flussgötter Tiber und Nil, die heute auf dem Kapitolsplatz stehen, werden als Brunnenfiguren vermutet.

Der Pantheon-Tempel

Leider sind die archäologischen Befunde zu dem gesamten Vorplatz des Pantheons spärlich. Etwa die Lage und das Aussehen der nördlichen Säulenhalle bleiben Spekulation. Wegen der neuzeitlichen Bebauung lässt sich eine Struktur des Platzes heute nicht mehr rekonstruieren.

Der dem Rundbau im Norden vorgelagerte Pronaos erscheint als typisch römischer Podiumstempel. Er besitzt einen rechteckigen, 33,10 auf 15,50 Meter messenden Grundriss und ist lediglich von der nördlichen Seite aus zu betreten. Heute zieht sich eine dreistufige Treppe über die Nordseite des Pronaos. Ursprünglich war dieser über zwei jeweils 7,30 Meter breite Treppen zu besteigen. Die Nordfassade ist durch eine Säulenstellung aus acht korinthischen Säulen aus ägyptischem Granit vom Mons Claudianus mit Säulenbasen aus Marmor gegliedert. Die Inschrift auf dem Fries, die Agrippa erwähnt, stammt aus der Zeit des Kaisers Hadrian. Eine zweite Inschrift erwähnt eine Restaurierung des Gebäudes im Jahr 202 n. Chr. durch die Kaiser Septimius Severus und Caracalla. Das Giebelfeld darüber ist heute leer. In der Antike war es vermutlich von einem Adler geschmückt, der die Corona Civica (Bürgerkrone) in seinen Fängen hielt.

Das Pantheon als etruskisch-römischer Tempel

Das Innere des Pronaos ist durch vier Reihen aus je zwei unkannelierten korinthischen Säulen in drei Schiffe unterteilt und erinnert an den typisch etruskisch-römischen Tempel. Den Fußboden bedecken Platten aus Marmor, Granit und Travertin, welche Kreis- und Rechteckmuster beschreiben. Die beiden Seitenschiffe schließen im Süden mit je einer Apsis. Dort waren vermutlich im Ursprung einmal die Statuen des Augustus und des Agrippa aufgestellt. Die Südwand des Pronaos ist reich mit Marmorplatten verziert und wird von korinthischen, marmornen Pilastern gegliedert. Die hölzernen Balken des Dachstuhls waren in der Antike mit Bronzeplatten verkleidet. Das Mittelschiff, mit größerer Breite als die Seitenschiffe, endet mit einer sechs Meter hohen Bronzetür. Diese könnte noch aus dem Ursprungsbau des Agrippa stammen. Durch sie gelangt man in die Rotunde.

Die Pantheon Kuppel

Baubestandteile des Pantheons

Von außerhalb des Pantheons ragt das Satteldach des Pronaos bis zur Höhe des Kuppelansatzes. An der östlichen und westlichen Fassade des Zwischenbaus werden Architrav, Fries und Geison des Pronaos bis zum Ansatzpunkt an die Rotunde weitergeführt. Die Säulenstellung ist von marmornen Pilastern fortgeführt. An den Bereichen, die höher als der Pronaos liegen, weist der Bau keine Spuren von weiteren Inkrustationen auf und ist durch zwei Gesimse und ein Tympanon gegliedert.

Das wichtigste Baubestandteil des Pantheons ist der überwölbte Rundbau von etwa 43 Meter Innendurchmesser und -höhe. Die Mauern sind aus mit Ziegeln ummauertem Opus caementitium erbaut. Diese ruhen auf einem Fundament aus 7,50 Meter breiten und 4,60 Meter tiefen Ring aus Gussmauerwerk. Die Außenfassade dieser Rotunde ist lediglich durch drei Gesimse gegliedert. Deutlich zu erkennen sind halbkreisförmige Entlastungsbögen aus Ziegeln, die den Schub der Kuppel abfangen. Spuren für die Verkleidung der Fassade des Pantheons in der Antike mit Marmor etwa existieren nicht.

Im Inneren des Tempels

Die Rotunde vermittelt ein anderes Raumgefühl als der Pronaos. Dem typischen Aufbau eines rechteckigen römischen Podiumstempels steht der kreisrunde, von der riesigen Kuppel dominierte Innenraum gegenüber. Ein Vorbild in der römischen Tempelarchitektur gibt es hierfür nicht. Die ursprüngliche, reiche Ausstattung des Innenraums mit Gestein aus allen Teilen des Mittelmeerraums ist bis heute erhalten. Der Fußboden greift die Gestaltung im Pronaos auf und ist mit einem Muster aus großen Quadraten und Kreisen aus Porphyr, grauem Granit und Giallo Antico (gelber Marmor aus Simitthu) überzogen. Dieser ist von Bahnen aus Pavonazzetto eingerahmt. Die umlaufende Wand hat zwei Dekor-Zonen: Im unteren Bereich ist die Wand von sieben Nischen sowie dem Eingangsportal gegliedert. Das Tonnengewölbe über dem Eingang und die Kalotte der Südnische schneiden in die obere Wand-Zone ein. Die Nischen haben abwechselnd einen halbrunden und rechteckigen Grundriss. Sie sind von Eckpfeilern mit korinthischen Kapitellen gerahmt. In den Nischen befinden sich je zwei kannelierte korinthische Säulen. Außer in der Südnische sind in allen nochmals je drei Ädikulen. In der Antike waren möglicherweise Statuen verdienter Römer aus republikanischer Zeit ausgestellt. Die freien Wandteile der unteren Dekor-Zone zieren geometrische Muster aus Kreis- und Rechteckfeldern aus verschiedenfarbigem Gestein. Nach oben schließt die untere Zone mit einem reich verzierten Gebälk ab. Die Inkrustation der darüber liegenden Attikazone ist nicht im Original erhalten, wurde jedoch in einem Abschnitt nach Zeichnungen von Baldassare Peruzzi und Raffael rekonstruiert. Sie war mit einem zierlicheren Muster bekleidet.

Die Kuppel des Pantheons – ein Tempel für die Götter

Auf dem Bauwerk des Pantheons befindet sich abschließend die gewaltige Kuppel. Sie hat einen Durchmesser von 43,45 Meter. Zu einer kompletten Kugel vervollständigt, würde sie etwa einen halben Meter unter das Bauwerk führen. Der römische Beton (opus caementitium) der Kuppel ist aus leichtem, vulkanischen Tuff- und Bimsstein hergestellt. Zur Gewichtersparnis wird die Kuppel durch fünf konzentrische Ringe aus je 28 Kassetten gegliedert, nach oben hin kleiner werdend. Ursprünglich war die Kuppel im Inneren bemalt und jede Kassette trug einen bronzenen und eventuell vergoldeten Stern oder eine Rosette. Am Scheitelpunkt der Kuppel befindet sich eine kreisrunde Öffnung mit neun Metern Durchmesser, das Opaion. Dies bietet neben dem Eingangsportal die einzige Lichtquelle des Innenraums des Pantheons. Um das eindringende Regenwasser abzuleiten, ist der Boden des Kuppelsaals zum Zentrum leicht geneigt und an einigen Stellen mit kleinen Abflüssen ausgestattet. Am Außenbau ist die Mauer unterhalb der Kuppel höher als im Innenraum. Von außen betrachtet sieht die Kuppel auf diese Weise wie eine komplette Halbkugel aus. Die Pantheon-Kuppel ist mit Bronzeplatten gedeckt. Die antiken Originale sind nicht erhalten.

Zu Ehren der Götter

Der Name Pantheon – ob er in der Antike schon benutzt wurde ist ungewiss – deutet auf die Weihung des römischen Heiligtums an alle oder zumindest mehrere Götter hin. Welche Gottheiten im Pantheon verehrt wurden, bleibt jedoch unklar. Innerhalb des heiligen Gebäudes aufgestellte Götterstatuen werden von Cassius Dio (im Jahr 53 und 27) erwähnt. Namentlich nennt er aber nur Mars und Venus. Möglich ist, dass alle Gestirn- beziehungsweise Wochengötter verehrt wurden. Also auch Sol, Luna, Mercurius, Jupiter und Saturnus. Denkbar ist auch, dass Agrippa ein Heiligtum für Augustus und dessen Familie, die Iulier, und für deren göttliche Ahnen und Schutzpatrone erbaut hatte. Die von Cassius Dio erwähnte Aufstellung einer Statue des Gaius Iulius Caesar, dem Adoptiv-Vater von Augustus, im Pantheon spricht für diese Annahme. Cassius Dio berichtet weiter, Augustus habe angeordnet, dass seine Statue nicht im Heiligtum, sondern im Pronaos aufgestellt werde. Eine göttliche Verehrung seiner Person zu Lebzeiten hätte kaum zum Bild von Augustus gepasst, das er von sich propagieren ließ.

Ehrwürdiger Bautypus altitalischer Art

Ein runder, offener Hof, der von einer Mauer eingegrenzt wird und über einen Torbau mit rechteckigem Grundriss betretbar ist, ist als Heiligtum aus der römischen Architekturgeschichte schon aus der Zeit vor Augustus bekannt. Es ist ein sehr ehrwürdiger, altitalischer Bautypus. Deshalb wählte Agrippa ihn wohl für sein Monument. Durch den zusätzlichen Bau des Tempels Pronaos und seine enorme Größe verlieh Agrippa dem römischen Bauwerk eine bis dahin noch nicht gekannte Monumentalität, die vergleichbare ältere Anlagen nicht aufwiesen. Altitalische Bauformen mit kostbaren Materialien und monumentalen Ausmaßen zu kombinieren, weisen auch andere Bauwerke aus der Zeit des Augustus auf. Etwa der Ara Pacis oder das Augustus-Mausoleum.

Hadrians Tugend und das Pantheon

Als Hadrian das Pantheon wieder errichten ließ, verzichtete er darauf, seinen Namen an dem Bau anbringen zu lassen. Er nannte in der Inschrift auf dem Fries des Pronaos Agrippa als Bauherrn. Dies entspricht der Politik Hadrians, der seine tugendhafte Zurückhaltung gern inszenierte. Vermutlich erfüllte dass das hadrianische Pantheon denselben Zweck wie der Vorgänger aus der Zeit des Kaisers Augustus. Die für den Wiederaufbau gewählte Bauform des überkuppelten Zentralraums hat in der damaligen Tempelarchitektur keine Vorbilder. Deshalb wurde vermutet, dass das Pantheon Hadrians nicht etwa ein Sakralbau gewesen sei, sondern eher eine Art Kaiseraula, ein Audienz- und Gerichtsraum, als Teil eines Kaiserforums.

Der Blick der Gestirne

Die den Himmel abbildende Kugelkuppel, das Opaion, als Öffnung zu den Gestirnen, dessen Licht im Laufe des Tages über die Kuppel wanderte, sowie die Siebenzahl der Wandnischen deuten jedoch auch beim hadrianische Pantheon auf eine Nutzung als Tempel der Gestirngottheiten hin. Das Opaion stellt auch in dem neuen Bau die direkte Verbindung zum offenen Himmel her. Dieses war ein wichtiges Element in Agrippas Pantheon und drohte durch die Errichtung der Kuppel verloren zu gehen.

Das Pantheon als Grabeskirche

Ab der Renaissance wurde das Pantheon zur Grabeskirche. Bedeutende Künstlerpersönlichkeiten wurden hier bestattet, unter ihnen die Maler Raffael (1483–1520), Perino del Vaga (1501–1547), Giovanni da Udine (1487–1564) oder Taddeo Zuccari (1529–1566). Auch der Architekt Baldassare Peruzzi (1481–1536) und der Komponist Arcangelo Corelli (1653–1713) fanden im Pantheon ihre letzte Ruhe. Raffael ließ sich in einem antiken römischen Sarkophag bestatten, an dem die von Pietro Bembo verfasste Inschrift angebracht wurde: ILLE HIC EST RAPHAEL TIMUIT QUO SOSPITE VINCI /RERUM MAGNA PARENS ET MORIENTE MORI „Jener hier ist Raffael. Die Mutter aller Dinge (die Natur) fürchtete, als dieser lebte, (von ihm) besiegt zu werden, als dieser starb, (selbst) zu sterben.“ Auch Raffaels Verlobte oder das Herz des Kardinals Ercole Consalvi fanden im Pantheon ihre letzte Ruhestätte. Nach der Vereinigung Italiens diente das Heiligtum als Grabstätte der ersten beiden italienischen Könige Viktor Emanuel II und Umberto I sowie dessen Ehefrau Margarethe von Italien.

Das Pantheon als architektonisches Vorbild

Der als überkuppelte Rotunde, als Baukörper auf kreisförmigem Grundriss entworfene Zentralbau des Pantheons und seine in der Tradition der griechischen Sakralarchitektur stehende Vorhalle (Pronaos) waren durch die Jahrhunderte Vorbild für zahllose Sakral- und Profanbauten. Dazu zählt beispielsweise der unter Hadrian errichtete Zeus-Asklepios-Tempel in Pergamon. Ab der frühen Neuzeit wurde sein Einfluss auf die Architekturgeschichte besonders stark. Das Pantheon galt als Prototyp für zahllose Kuppelbauten, von der Renaissance bis ins 19. Jhd. Hier nur einige Beispiele für die Anlehnung an das Pantheon in der Bauweise von architektonischen Gebäuden mit Kuppel: der Petersdom in Rom, der Invalidendom und die Kirche Sainte-Geneviève (später Panthéon) in Paris, Friedrich Weinbrenners Kirche St. Stephan in Karlsruhe, Schinkels Altes Museum in Berlin, Thomas Jeffersons Rotunda, das Hauptgebäude der University of Virginia und das Kapitol in Washington mit einer Stahlkuppel. Das Raumprogramm des römischen Pantheons war zudem Vorbild für die Revolutionsarchitektur gegen Ende des 18. Jhd. Durch seine spätere Nutzung als Grabeskirche wurde das römische Heiligtum zum Namensgeber für andere Grablegen. Hierzu zählen etwa das Panthéon in Paris, das Pantheon in Tiflis oder das Pantheon der spanischen Könige im Escorial.

Das Pantheon als Gigant der Antike

Mit seiner gewaltigen Kuppel, die größer ist als die des Petersdoms, bleibt das römische Pantheon auch heute eines der beeindruckenden Gebäude der Antike. Es ist der größte Kuppelbau des Altertums. So soll Michelangelo von einem „disegno angelico e non umano“ gesprochen haben, von einem von Engeln, nicht von Menschen gemachten Entwurf. Bis heute ist das antike Heiligtum nahezu unversehrt – nicht zuletzt deshalb, weil der ursprüngliche Tempelbau schon so früh zu einer christlichen Kirche umgewandelt wurde. Johann Wolfgang von Goethe schrieb am 3. Dezember 1786, wenige Wochen nach seiner Ankunft in Rom, das Pantheon habe so sein Gemüt eingenommen, „dass ich daneben fast nichts mehr sehe. Wie will man sich aber, klein wie man ist und ans Kleine gewohnt, diesem Edlen, Ungeheuren, Gebildeten gleichstellen?“

Für jeden Verehrer römischer Architektur steht das Pantheon im Zentrum der Bewunderung. Das Pantheon ist noch heute ein Bauwerk von überwältigendem Maß und atemberaubender Einfachheit. Es ist eine gewagte Konstruktion und zugleich ein Beleg für die Tauglichkeit der von Römern erdachten Betonbauweise, einer architektonischen Gestaltung aus Licht, Farbe und Raum. Aber das Schönste ist, dass wir es immer noch so sehen können, wie die Römer es sahen!