Kleider machen Leute
– das ist nicht nur in der heutigen Zeit so, sondern schon seit Tausenden von Jahren.
Zur Bestimmung des Alters von Statuen und Reliefs wird deshalb immer wieder auch die Bekleidung, die die Personen trugen, herangezogen.
Denn gerade bei römischen Statuen fehlt oft der Kopf, sodass man nicht anhand der Frisur oder des Kopfschmuckes feststellen kann, aus welchem Jahr diese stammen. Wichtiges Indiz auf Herkunft, Person und Fertigungsdatum liefert dabei die römische Toga, die Statussymbol und modisches Beiwerk in einem war. Denn nicht jeder durfte dieses Kleidungsstück tragen und es mussten zudem bestimmte Dinge was Farbe, Schnitt und Ausführung betraf, beachtet werden ...
16. März Jahr 2 nach Christus
Für Claudius begann ein ganz besonderer Tag. Als Angehöriger eines reichen Händlers Roms hatte er von Kindheit an zahlreiche Privilegien. Dazu gehörte unter anderem, dass er nicht wie seine Altersgenossen in eine der Grundschulen gehen musste, sondern von seinem Privatlehrer zu Hause unterrichtet werden durfte.
Doch heute fiel der Unterricht aus, denn es war der letzte Tag vor seiner offiziellen Volljährigkeit. Deshalb war der Tag angefüllt mit Anproben für seine neuen Gewänder, die er als volljähriger Bürger der Stadt tragen durfte. Dazu gehörte, neben ein Paar Lederschuhen und einer einfachen Tunika, auch die römische Toga, die allen zeigte, dass er ein freier und wahlberechtigter Bürger der Stadt war. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er zwar auch die römische Toga zu besonderen Anlässen getragen, diese war jedoch in ihren Abmessungen viel kleiner und hatte schmale rote Streifen an den Kanten. Dies bezeugte, dass er noch nicht ins Erwachsenenalter eingetreten war.
Seine neue römische Toga dagegen war ganz anders. Die Abmessungen betrugen in der Länge sechs Meter und in der Breite zwei Meter. Der Tag im Haus war angefüllt mit freudiger Geschäftigkeit und Claudius konnte den kommenden Tag kaum erwarten.
17. März Jahr 2 nach Christus – Vormittags
Bereits am frühen Morgen wurde Claudius von seiner Mutter geweckt. Nach einem ausführlichen Frühstück betrat er das Bad und wurde von den Sklaven des Hauses für die feierliche Zeremonie bereit gemacht. Das auf den heutigen Tag fallende Fest der Liberalia war schon seit Jahrhunderten der Tag, an denen das Volljährigkeitsritual vollzogen wurde. So erlebte Claudius einen Morgen wie viele seiner Altersgenossen. Seine alten Kleidungsstücke aus Kindertagen waren frisch gewaschen und gefaltet.
Daneben auch seine römische Toga mit roten Streifen an den Rändern. Eine der ersten Handlungen dieses Tages war, diese Kleidung an die Hausgötter und Schutzheiligen des Heimes zu übergeben, damit sie ihm bei seinem Eintritt in die Volljährigkeit wohlgesonnen waren. Anschließend wurde er unter Hilfestellung eines Artifex, das war ein Sklave, der auf das komplizierte Anlegen der römischen Toga spezialisiert war, sein neues Gewand angelegt.
Die Toga Virilis war von wollweißer Farbe. Der neuste Trend war, dass sie von einer einfachen Fibel zusammengehalten wurde. Bisher musste man sich sehr vorsichtig bewegen, damit die kunstvollen Faltenwürfe, die bereits am Vortag gelegt wurden, nicht verrutschten. Nach dem Ankleiden wurde er bereits von seiner gesamten Familie erwartet, denn noch war das Ritual nicht abgeschlossen.
17. März Jahr 2 nach Christus – Nachmittags
Im Atrium wartete bereits seine gesamte Familie auf ihn. Dazu gehörten neben seinen Eltern, den Brüdern und Schwestern auch alle Angestellten, Sklaven und entfernte Verwandte. Alle waren in ihr festlichstes Gewand gekleidet. Bei den freien Männern war das vor allem die römische Toga. Sein Bruder Cornelius trug eine Toga Candida aus glänzend weißem Stoff.
Als Kandidat auf ein Staatsamt durfte er dieses Kleidungsstück tragen. Sein Onkel trug eine Toga Praetexta, die in der Grundfarbe Weiß mit einem 7,5 Zentimeter breiten purpurnen Streifen an den Rändern versehen war. Diese Toga war besonders wertvoll, da der Farbstoff aus der äußerst seltenen Purpurschnecke hergestellt wurde. Sie durfte nur von Prätoren, Konsuln, kurulischen Ädilen und Zensoren getragen werden.
Ein weiterer Onkel trug eine dunkle Toga. Auch an diesem Tag der Freude erinnerte dies an den plötzlichen Tod seiner Tante. Gemeinsam verließ man das Haus und ging in das Tabularium, um die Registratur Claudius vorzunehmen. Anschließend zog die Familie, wie viele Familien seiner gleichaltrigen Freunde, weiter ins Forum. Dort wurden sie bereits vom Triumphator, der zu diesem besonderen Anlass eine purpurfarbene Toga mit goldenen Sternen trug, erwartet. Hier fanden weitere Zeremonien statt. Am Abend versammelte sich dann die ganze Familie im Haus zu einer großen Feier.
Die römische Toga
... war Zeichen der Bürgerwürde. Die einfachen Ausführungen waren weiß. Je nach Amt und Würde konnte die römische Toga aber auch andere Farben und Verzierungen aufweisen.
Erst im dritten Jahrhundert nach Christus verlor die römische Toga an Bedeutung. Zu diesem Zeitpunkt erhielten alle freien Reichbewohner das Bürgerrecht. Nur die Senatoren legten die römische Toga während der Senatssitzungen weiterhin an. Dies wurde sogar in einem eigenen Gesetz, dem Codex Theodosianus, geregelt.
Um das richtige Gespür für die „Alten Römer“ zu erhalten, sollten Sie jedoch nicht die Gelegenheit versäumen, ihre Schüler in waschechte Römer zu verwandeln – und dazu gehört eben auch die römische Toga.