Schönheitspflege

Schönheitspflege im alten Rom

Griechen und Römer beschäftigen sich intensiv mit der Frage, was Schönheit ausmacht.


Schönheit bei den Römern und Römerinnen

Griechen und Römer beschäftigen sich intensiv mit der Frage, was Schönheit ausmacht. Ideale entstanden darüber, wie der ideale Körper und das schöne Gesicht beschaffen sein müssen. Männliche Schönheit war bei den Römern und auch bei den Griechen nicht weniger bedeutsam als weibliche und für beide Geschlechter gab es schon in der Antike einen Schönheitskanon. Wichtig war beispielsweise für Mann und Frau gleichermaßen die harmonische Wohlproportioniertheit des Körpers.

Körperpflege – keine Erfindung der Moderne

Bei den Römern veränderte sich mit zunehmendem Reichtum die Lebensweise hin zu einem luxuriösen Lebensstil. In Rom gab es importierte Duftstoffe aus Vorderasien, Haarperücken von germanischen Sklavinnen, Lippenstifte und andere Schminke. Vieles von dem, was wir heute zur Körperpflege und zur Verschönerung unseres Körpers benutzen, hatten ähnlich auch schon die Römer vor rund 2000 Jahren. Vom Make-up bis zum Lockenstab (calamistrum = Brennschere); dies sind keine Erfindung der Moderne! Auch die Kritik am Schönheitskult ist kein neues Phänomen. Als zum Beispiel die Römerinnen auf die Idee kamen, ihre Attraktivität durch das Stechen von Ohrringen zu steigern, lästerte Plinius der Ältere über den neumodischen Piercing-Wahn: „Außerdem führte man die Sitte ein, die Ohren zu durchstechen: Es genügt offensichtlich noch nicht, Perlen um den Hals, im Haar und an den Händen zu tragen, sie müssen auch in den Körper gesteckt werden.“

Kritik am Körperkult

Bereits im alten Rom gab es also einen ausgeprägten Körperkult. Und ebenso Kritiker, wie etwa den Schriftsteller Valerius Maximus (1. Jhd.), der die „Putzsucht“ anprangerte. Derweil feierten die Frauen ihren Erfolg in der Aufhebung der lex oppia, einem Gesetz, das unter anderem die Freiheit, Schmuck zu tragen, eingeschränkt hatte und gegen das sie erfolgreich demonstriert hatten. Die übermäßige Nutzung von Kosmetik wurde dennoch von einigen Römern sehr skeptisch betrachtet, denn die Kosmetik war in der Antike ein Bestandteil der Medizin. Der römische Arzt Galenus von Pergamon begründete den wissenschaftlichen Zweig der Zubereitung von Pharmapräparaten und Kosmetika. Beliebt bei der Körperpflege waren etwa Rasur, Epilation sowie der traditionelle Haarschmuck der Römerinnen. Zudem pflegten sich die Römer mit Salben und Ölen, um die Haut geschmeidig zu halten. Zahlreiche Rezepte zur Hautpflege sind überliefert. Besonders die oberen Gesellschaftsschichten scheuten keinen Aufwand bei der Zubereitung und Anwendung von Gesichtsmasken, Bädern und Salben.

Handbücher verbreiteten Tipps und Rezepte zur Schönheitspflege. So empfiehlt Ovid eine Salbe aus Gersten- und Weizenmehl, Eiern, gemahlenen Hülsenfrüchten und Hirschgeweihen, Harzen, den Zwiebeln der Narzisse, Honig und Gummi.

Jugendwahn schon damals

Besonders wichtig: Wer im alten Rom schön sein wollte, musste Jugend ausstrahlen. Zeichen des Alters und des Verfalls wurden schon damals mit den verschiedensten Kosmetika, mit Cremes, Haarfärbemitteln, Perücken und anderem überdeckt.

Lukian von Samosata spottete im 2. Jhd.:

“Wer die Frauen sähe, wie sie am Morgen aus dem Bett kommen, der würde sie hässlicher finden als Affen. Darum schließen sie sich sorgfältig zu Hause ein und sind für kein männliches Wesen sichtbar [...] Diese Frauen waschen nicht mit einem Guss frischen Wassers die Schläfrigkeit fort und gehen sodann an eine ernsthafte Arbeit, nein, Puder in verschiedenster Zusammensetzung müssen die unerfreuliche Gesichtsfarbe aufhellen [...] Da sind silberne Schüsseln, Krüge, Spiegel, eine Menge von Büchsen wie in einer Apotheke, Gefäße voll von vielerlei heillosem Zeug, in denen Zahnputzmittel oder Farben zum Schwärzen der Augenlider bereitgehalten werden.“

Eselsmilch für die Schönheit oder wer schön sein will …

Von Plinius dem Älteren (23 - 79) sind etliche Schönheitstipps überliefert.

Falten beispielsweise bekämpften die Römerinnen mit Eselsmilch: „Eselsmilch soll die Falten im Gesicht beseitigen und es weich und weiß machen. Manche Frauen behandeln ihr Gesicht damit siebenmal am Tag. Poppea, die Frau des Kaisers Nero, fing diese Mode an; sie gab die Eselsmilch auch ins Badewasser, so dass sie auf ihren Reisen immer Eselsherden mit sich führte.“

Der Rat gegen Pickel: „Pickel lassen sich entfernen, wenn man sie mit Butter bestreicht, die man vorher mit Blei gemischt hat. „

Gegen Geschwüre im Gesicht: „Geschwüre im Gesicht behandelt man mit der noch warmen Plazenta einer Kuh.“

Gegen Flechten im Gesicht: „Eine Paste aus Geschlechtsteilen von Kälbern wird in Essig und Schwefel gelöst und mit dem Zweig einer Feige vermischt; zweimal am Tag auftragen.“

(Aus: Liberati, A. M. & Bourbon, F. (1996). Rom. Weltreich der Antike, S. 89.)

Antike Haarlosigkeit

Als unästhetisch galt jegliche Art von Körperbehaarung - nicht nur bei Frauen, auch an Männern. Ein behaarter Körper galt als barbarisch. Körperbehaarung beseitigten die Römer mit Pinzetten und Cremes. In den Thermen ließen sich die Männer von Sklaven in langwierigen Prozeduren jedes Härchen einzeln mit einer Pinzette heraus zupfen. Vor der unangenehmen Behandlung nahmen die Römer verschiedene Bäder, denen Parfüms aus Lilien, Narzissen, Rosen, Iris, Kardamom oder Moschus zugesetzt waren, um die Haut entspannt und geschmeidig zu machen.

Haare nein, aber nicht überall

Der Trend zur Haarlosigkeit hat also eine uralte Tradition und galt in der Antike während eines halben Jahrtausends als Schönheitsideal. Anderes galt für die Haarpracht am Kopf! Aufwändige Frisuren trugen sehr zur weiblichen Attraktivität bei, und viele Dichter lobten die Haarpracht als Zeichen der Schönheit. Die Frisur-Moden änderten sich mit der Zeit und hingen von Alter und sozialem Status der Römerin ab. Eines jedoch galt immer: Eine Frau musste langes Haar tragen. Mit verschiedenen Kämmen, Haarnadeln und Pflegemitteln gestalten Römerinnen ihre Haare zu kunstvollen Frisuren. Benutzt wurden Bänder, Netze, Perücken und Haarteile, damit die Frisuren voluminöser wirken. Färben und Bleichen war ebenfalls zweitweise Trend. Besonders beliebt war bei den Römerinnen kupferblonde Haarfarbe – wie sie Germaninnen hatten.

Tinkturen und Salben, Färbemittel und Co.

Und es ist wahr: Frauen im Römischen Reich verwenden viel Zeit darauf, Make-up und Gesichtsmasken aus einer Vielzahl von Zutaten herzustellen. Die Kosmetikartikel wurden in Schälchen und Schüsseln gemixt. Als Grundlage diente Bleipulver, das der Haut den begehrten blassen Teint verleiht. Bleiweiß ist stark toxisch und führt langfristig zu schweren Hautschädigungen - doch das war in der Antike noch nicht bekannt. Das Blei vermischten sie mit Honig und verschiedenen fetten Substanzen. Um der Creme einen rötlichen Ton zu verleihen (für das Färben der Lippen), rührten die Römerinnen roten Ocker oder Salpeter in die Mischung ein. Für das Färben der Lippen wurde auch ein kostbarer Farbstoff benutzt, den man aus dem stinkenden Schleim der Purpurschnecke (einer Seeschnecke) gewinnt. Um die Haut zum Glänzen zu bringen, streute man zerkleinertes, blaugraues Hämatit (Eisenerz) auf das Gesicht. Mit Ruß färbte man Wimpern und Augenbrauen, um deren Kontur zu betonen. Und auch Lidschatten durfte damals schon nicht fehlen: Auf die Augenlider trugen die Frauen grüne oder blaue Farbe auf. Mit etwas Rouge wurden die Wangen rosig. Auch eine Art Nagellack war bereits bekannt. Ihre Fingernägel färben sich die Römerinnen gerne in Rottönen. Von der weiß gepuderten Haut über blaue oder grüne Lidschatten bis zu rot gefärbten Lippen und Fingernägeln … Mit Natürlichkeit hatte das weibliche Schönheitsideal im alten Rom nur noch wenig zu tun.


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