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Papyrus

Schwarzweiss Dienstleistungs GmbH
2017-06-01 11:40:00 / Kommentare 0

Papyrus - Die Pflanze des Wissens

Kleine Pflanze, große Wirkung

Wer sich in den Archiven des ägyptischen Museums von Berlin umschaut, dem stockt ehrfürchtig der Atem bei all dem angesammelten Wissen: Hier lagern circa 35 000 Papyrusrollen, auf denen das Wissen der ägyptischen Zeiten festgehalten wurde. Antike Papyrus BibliothekDoch im Vergleich zu dem immensen Schatz, der einst in der berühmten Bibliothek von Alexandria lagerte, ist der sogenannte Berliner Papyri, die größte und bedeutendste Papyrus Sammlung in Deutschland, relativ klein. Auch wenn die Forscher sich nicht einige darüber sind, wie groß die Bestände in einem der sieben Weltwunder tatsächlich waren – die Zahlen schwanken zwischen 54000 und 700000 Rollen – so muss der Schatz an gesammelten Wissen enorm gewesen sein. Umso trauriger ist es, dass dieser Bestand, der uns heute so viel über das Leben und das Wissen der damaligen Zeit hätte verraten können, durch ein großes Feuer vernichtet wurde.

PapyrusAber umso beeindruckender ist es wenn man bedenkt, dass die faszinierenden Errungenschaften des alten Ägyptens, die technologischen Wunder in Baukunst, Mathematik und Astronomie, die Gabe ein großes Reich nicht nur militärisch zu errichten, sondern auch wirtschaftlich zu versorgen, auf dem Anbau und der Verarbeitung einer zierlichen kleinen Pflanze fußen. Durch sie wurde das moderne Schriftsystem Ägyptens überhaupt erst denkbar bis ins hohe Mittelalter hinein bestimmte sie das Leben aller Gelehrten, egal ob im arabischen oder europäischen Raum. All diese Errungenschaften basieren einzig und allein auf der wundersamen Papyruspflanze.

Ein Leben am großen Fluss

Der echte Papyrus, lateinisch Cyperus papyrus, umgangssprachlich auch Papyrusstaude genannt, ist ein Geschenk des Nils an die Menschen.

Papyrus PflanzeDie staudenartige Pflanze, die ein wenig dem bei uns bekannten Schilfrohr ähnelt, wächst vor allem in den feuchten Niederungsgebieten entlang des Nils und anderer großer Flüsse Afrikas und auch Südwestasiens. Die Pflanze wird zwischen drei und fünf Metern groß und ist durch die strahlenartige Anordnung der Blätter am Halmende typisch und leicht zu erkennen. Papyrus gehört zur Gattung der Zyperngräser und ist insgesamt eine recht robuste und widerstandsfähige Pflanze. Allerdings braucht sie die Wärme der südlicheren Regionen, so dass sie sich in Europa nie wirklich ansiedeln konnte, sieht man von wenigen Beständen in Sizilien einmal ab.

Was ist Papyrus ?Zudem ist Papyrus als Pflanze direkt an die großen Wassermengen und die regelmäßigen Überschwemmungen des Nils und der großen Marschengebiete in diesen Regionen gebunden. In der altägyptischen Zeit konnte Papyrus auf großen Flächen gewonnen werden und wurde im großen Stil angebaut. In der Neuzeit gab es jedoch aufgrund der Begradigungen und des Staudammbaus im Bereich des Nils lange Zeit keinen Papyrusanbau mehr, zumal das moderne Papier der Pflanze den Rang abgelaufen hatte.

Wohl etwa in der Zeit um 3000 v. Chr. begann man in Ägypten damit, Papyrus als Schreibmaterial zu verwenden. Bereits zuvor hatte sich die Schrift in anderen Kulturen entwickelt, doch schrieb man damals noch auf Tontafeln. Diese waren schwer, unförmig und brauchten lange für die Herstellung. Papyrus hatte einige entscheidende Vorteile – man musste nur wissen, wie man sich die Pflanze zunutze machen konnte.

Schicht für Schicht ein voller Erfolg

Papyrus ist wie viele andere Gräser eine Pflanze, die langes, faserartiges Mark ausbildet. In der Zeit um 3000 v. Chr. kam man auf die Idee, dieses Mark ins Streifen zu schneiden, zu trocknen und anschließend Lage für Lage kreuz und quer übereinander zu legen. Papyrus Blatt legen

Das heißt, natürlich nicht vollkommen durcheinander: Auf eine Lage nebeneinander liegender Papyrusfasern folgt eine quer darüber gelegte Lage. Diese beiden Schichten werden dann gepresst und geklopft, bis eine feste, plattenartige Substanz entstanden ist. Der klebende Pflanzensaft im Papyrus hält das Ganze zusammen, und die Struktur nimmt farbige Tinten auf. Fertig ist eine beschreibbare Oberfläche.

Von der Tontafel zur Papyrusrolle

Gegenüber früheren Schreibtechniken hatten Papyrusrollen große Vorteile. Kannte man etwa im alten Sumer vor allem eine in Tontafeln eingeprägte Keilschrift, konnte das neue leichtere und dünnere Papyrus viel einfacher transportiert und gelagert werden. Echte PapyrusrolleAuch war der Schreibprozess wesentlich einfacher: Die Tontafeln mussten im frischen, feuchten Zustand beschrieben und dann getrocknet werden, bevor sie im Ofen gebrannt wurden. Papyrus konnte man herstellen und zunächst als Rohmaterial transportieren.

Es war somit unabhängig vom Herstellungsort jederzeit und überall einsetzbar und erwies sich dadurch als wesentlich flexibler. Dies schlug sich natürlich auch im Preis des Verfahrens nieder. Während die früheren Tontafeln lediglich auf Verwaltungsakte und einige religiöse Texte beschränkt blieben, wuchs die Menge an Texten in der ägyptischen Zeit enorm an und auch Gedichte, philosophische Betrachtungen und eher alltägliche Inhalte wurden festgehalten. Zudem ermöglichte Papyrus auch den Einsatz von farbiger Tinte, so dass bunte Malereien, ähnlich denen aus den ägyptischen Grabmälern, entstehen konnten. Die ägyptische Bildschrift, bei der ähnlich wie im chinesischen die Bilder nicht für Buchstaben sondern für bestimmte Inhalte stehen, konnte sich vor allem auf der Grundlage dieser Möglichkeiten entwickeln.

Papyrus heute

Heutzutage hat Papyrus leider viel von seiner früheren Bedeutung verloren. Was ist Papyrus?Bereits im Mittelalter setzte ein starker Konkurrenzkampf zwischen Papyrus und Pergament ein, den Papyrus zunächst noch für sich entscheiden konnte: War Pergament zwar stabiler und hielt besser als das empfindliche Papyrus, war der Transport aus Afrika nach Europa meist trotzdem zu teuer. Erst das billig herzustellende Papier, das im späten Mittelalter in Mühlen in großem Stil hergestellt wurde, machte der Bedeutung des Papyrus endgültig ein Ende.

Es kam sogar so weit, dass Anfang des 19 Jahrhunderts kaum noch jemand in Ägypten von der einstigen kulturellen Vielfalt und Bedeutung des Papyrus wusste. Allerdings setzten sich einige ägyptische und europäische Intellektuelle das Ziel, die fast in Vergessenheit geratene Pflanze wieder in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Sie ließen große Felder anlegen und gründeten eine neue Industrie, um den einstigen Ruhm des für ewiges Leben stehenden Papyrus zu neuem Glanz zu verhelfen.

Papyrus und die Römer

Papyrus | Produkt des PharaoAuf Papyrus schrieben die Römer längere Texte. Den Papyrus stellten sie in einzelnen Bögen her oder auch als Rollen. Den umfangreicheren Inhalt einer solchen Rolle bezeichneten die Römer schon damals als Buch. In Rom gab es damals auch schon „Unternehmen“, quasi Vorläufer von Verlagen, die durch das Abschreiben von Texten auf Papyrusrollen Kopien von wichtigen oder populären Werken anfertigten. Was der Papyrus kostete, hing vom Format und der Qualität des antiken Beschreibmaterials ab. Papyrus, das aus der gleichnamigen Pflanze gewonnen wurde, war nur einseitig beschreibbar.

Zum Beschreiben der Papyrusbogen setzten die Römer Rohrfedern ein, Knochen oder auch Federn aus Bronze. Sie stellten eine Tinte auf der Basis von Ruß her. Gänsefedern als Schreibutensil sind übrigens archäologisch erst ab dem 4. Jhd. n.Chr. nachgewiesen.

Woher kommt Papyrus?

Das Papyrusdickicht wächst in Ägypten. Die Papyruspflanze besteht aus einzelnen Stängeln mit Dolde und sein Name ist von der Bedeutung „grün, frisch sein, gedeihen“ abgeleitet. Von griechisch pápyros stammt das Lateinische Wort papyrus und in der Folge auch das deutsche Wort Papier! Im antiken Ägypten wurden vermutlich schon seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. die ersten Papyri zum Beschreiben hergestellt. Den Rohstoff lieferte der Cyperus papyrus, eine Cyperngras-Sorte, die bis zu drei Meter hoch wachsen kann.

Herstellung von Papyrus

Die Herstellung des Beschreibstoffs Papyrus beschreibt im 1. Jhd. n. Chr. Plinius der Ältere im 13. Buch seiner Naturgeschichte: Das Mark des Pflanzenstängels wird in bis zu vier Zentimeter breite Streifen geschnitten, die leicht überlappend aneinandergelegt werden. Zwei einander kreuzweise überlagernde Schichten dieser Streifen werden zu einem festen Blatt gepresst und geklopft, das von der Klebekraft des stärkehaltigen Pflanzensafts zusammengehalten wird. Dann wird die „Platte“ getrocknet. Danach kann man den Papyrus bemalen oder beschreiben. Mit einem Spezialleim, dessen Rezeptur Plinius überliefert, werden die Blätter satiniert und in einheitlicher Faserrichtung zu Rollen verklebt.

Die Breite der Rollen, die für griechische und lateinische literarische Texte verwendet wurden, beträgt durchschnittlich 20 bis 25 Zentimeter. Plinius unterscheidet sechs Qualitätsstufen des Papyrus: von der feinen hieratica („Heilige“) oder Augusta („Kaiserliche“) bis zur groben emporitica (Packpapier). Später wurde der Name Papyrus auf das in China erfundene Papier übertragen. Seit dem 14. Jhd. setzte sich das Papier als Beschreibmaterial auch in Europa durch.