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Namensgebung

Schwarzweiss Dienstleistungs GmbH
2017-06-02 00:41:00 / Kommentare 0

Römische Namensgebung

Römische Namen sind aus der Antike aufschlussreich überliefert, denn Grabsteine, Ehrenmale oder auch der römische Beschreibstoff und Papyrus sind Zeugen für das Namenswesen der Römer. Bei den Römern ließen die Namen oft gar nicht auf die Zugehörigkeit zu einer Familie schließen, sondern viel eher auf die Herkunft oder das Aussehen der Person. Die römische Namensgebung folgte einem recht pragmatischen Prinzip, manchmal sogar einfacher Logik.

Ein römischer Name reicht

Wie die meisten indoeuropäischen Völker, war es auch bei den Römern üblich, nur einen Namen zu tragen. In der frühesten Römerzeit hieß etwa der Gründer der Stadt Rom ganz einfach Romulus. Ein anderer Namenszusatz ist nicht bekannt. Sein Bruder war schlicht und einfach Remus und ihr Großvater hörte auf den Namen Numitor. Je größer jedoch die zusammengeschlossenen römischen Gemeinwesen wurden, desto verwirrender wirkte dieses System der römischen Namensgebung. So entwickelte es sich, dass neben dem Hauptnamen in Rom und anderen Gemeinden der Name des Vaters, eine Herkunftsbezeichnung oder ein Ruf- oder Spitzname hinzugefügt wurden, damit man die Menschen besser zuordnen und unterscheiden konnte.

Vom Zwei- und Dreinamensystem der Römer

Es gab sogar eine Zeit, in der Römer drei Namen führten. Dieses System wurde vermutlich von den Etruskern übernommen, denn die typischen Namensendungen wie -na, -erna, -enna, -ina oder –inna kommen aus dem Etruskischen. Die, die keinen Beinamen hatten, führten weiterhin zwei römische Namen. In späterer Zeit häuften sich die Namen und es wurde in der römischen Namensgebung fast ein wenig turbulent. Seit der Zeit der römischen Adoptiv-Kaiser kumulierten sich gar die stets anwachsenden Namensbestandteile. Dies nahm schließlich groteske Züge an. So hieß etwa der Prätorianerpräfekt des römischen Kaisers Traian mit seinem vollen Namen T. Iulius Aquilius Castritius Saturninus Claudius Livianus. Genannt wurde er allerdings der Einfachheit halber nur in der Kurzform, die aus seinen letzten beiden Namen bestand: Er hieß dann einfach Claudius Livianus. Nur in der Gefahr zur Verwechslung kamen die anderen Namensbestandteile zur Anwendung.

Römische Namen mit System

Namen römischer Bürger bestanden in der Regel aus drei Bestandteilen zusammen. Als erstes der Vorname, dann der Gentil- oder Sippenname und schließlich der Bei- oder Familienname. Längere Konstruktionen entstanden etwa durch Adoption, die Annahme eines Ehrennamens oder durch zusätzliche Unterscheidungsmerkmale, um Verwechslungen mit Gleichnamigen zu vermeiden. Am Beispiel des jüngeren Scipio, dessen Name aus ganzen sechs Namensteilen bestand, war folgende Namenskonstruktion entstanden: Publius (Abkürzung P. ist der praenomen/Vorname); Cornelius (nomen gentilicum/Gentilname); Scipio (cognomen/Beiname); Africanus (Ehrenname); Aemilianus (Hinweis auf die ursprüngliche gens/Sippe aus der er stammt); minor (Unterscheidungsmerkmal zu seinem gleichnamigen Großvater).

Römische Söhne führen den väterlichen Namen

In offiziellen römischen Dokumenten wurde der Name einer Person stets genau angegeben; also mit all seinen Bestandteilen, egal wie lang der Name war. Ein Beispiel bieten die römischen Konsularlisten. Dort wurde sogar eingetragen, wessen Sohn und Enkel der jeweils Benannte war. Im Jahr 100 v.Chr. war Gaius Marius Konsul. Sein Eintrag lautet: G(aius) G(aius) f(ilius) G(aius) n(epos) Marius: Gaius, Sohn des Gaius, Enkel des Gaius, Marius. Denn es war unter den Römern durchaus üblich, dass Söhne den gleichen Namen wie ihre Vorväter weiter führten. In noch förmlicheren Dokumenten wurde zusätzlich der Tribus angegeben, aus dem die Person stammte. So lautete Ciceros vollständiger Name: M(arcus) (Vorname); Tullius (Gentilname); M(arcus) f(ilius) (Sohn des Marcus); M(arcus) n(epos) (Enkel des Marcus); M(arcus) pron(epos) (Urenkel des Marcus); Corn(elia) tri(bus) (aus der Tribus Cornelia); Cicero (Beiname). Benannt wurde er jedoch stets beim Beinamen: Cicero! – Doch die Angabe des Verwandtschaftsverhältnisses beschränkte sich nicht auf die Oberschicht oder auf Männer. Auf einem Grabstein einer Frau steht: Vettia L(ucius). f(ilia). Pollia, also Vettia Pollia, Tochter des Lucius.

Römische Namenszusätze

Wenn römische Kinder adoptiert wurden, erhielten sie die drei Namen ihres Adoptiv-Vaters sowie einen Beinamen mit der Nachsilbe "-anus", der an die eigene Sippe erinnern sollte. Als P. Cornelius Scipio zum Beispiel den Sohn des L. Aemilius Paullus adoptierte, nannte dieser sich P. Cornelius Scipio Aemilianus. Im Laufe der Kaiserzeit verleif sich allerdings dieser doch recht umständliche Brauch und der Name der natürlichen Väter kam einfach hinzu. Der Vorname blieb in der Regel ebenfalls erhalten.

Römische Kaisernamen

Vor allem römische Kaiser änderten im Laufe ihrer Kindheit mehrfach den Namen. Ein durchaus beeindruckendes Beispiel liefert Lucius Verus – sogar noch nach seinem Tod änderte sich sein Name … Geburtsname 130 n. Chr.: Lucius Ceionius Commodus; Adoption durch Hadrian 136 n.Chr.: Lucius Aelius Caesar; Adoption durch Antoninus Pius 138 n. Chr.:Lucius Aelius Aurelius Commodus; Inthronisation 161 n. Chr.: Imperator Caesar Lucius Aurelius Verus Augustus; Tod 169 n. Chr.: Imperator Caesar Lucius Aurelius Verus Augustus Armeniacus Parthicus maximus Medicus Tribuniciae potestatis IX, Imperator V, Consul III, Pater patriae

Seit der Regierung des römischen Kaisers Trajan ließen sich römische Kaiser gerne die Namen der von ihnen besiegten Völker als Namensbestandteil ihres römischen Namens nennen.

Praenomina – die römischen Vornamen

Die Römer verwendeten in der Regel nur eine geringe Auswahl an Vornamen. Es war etwa üblich, wenn auch sehr einfallslos, dass der älteste Sohn den Vornamen des Vaters erhielt. Eine Reihe von Vornamen wie Appius, Kaeso, Mamercus, Manius, Numerius, Servius oder Spurius kamen nur in patrizischen Familien vor. Der Vorname wurde den Kindern unabhängig von der sozialen Schicht am achten oder neunten Tag nach der Geburt gegeben. Frauen erhielten keine Vornamen, sondern den Gentilnamen des Vaters in weiblicher Form. Die Ehefrau von Ti. Sepronius Gracchus und Tochter des P. Cornelius Scipio Africanus hieß schlicht Cornelia. Hatte eine Familie mehrere Töchter, so wurden sie durchnummeriert: Cornelia Prima, Cornelia Secunda, Cornelia Tertia und so weiter. Oftmals wurden auch Verkleinerungsformen als Kosenamen benutzt. So wurde etwa aus dem römischen Namen Tullia der Kosename Tulliola. Dieser wurde wie ein Vorname gebraucht. Über die Rolle der Frau inn der römischen Gesellschaft ist es bezeichnend, dass auf Grabsteinen gelegentlich der eigene Name der Frau durch den Genitiv des Namens des Ehemannes ersetzt ist.

Anrede mit dem Beinamen

Anders als bei uns heute, spielte bei den Römern der Vorname im täglichen Leben keine große Rolle. Die Römer identifizierten sich auch nicht über ihre Namen. In der normalen Anrede verwendeten die Römer in der Regel nicht den Vornamen der Person, sondern den Beinamen; selten auch den Gentilnamen. Dies führte dazu, dass es lediglich eine eingeschränkte Anzahl von gebräuchlichen Vornamen gab und diese lediglich in gekürzter Form verwendet wurden. Für die Abkürzungen gibt es allerdings noch eine Erklärung. Indem der Name abgekürzt wurde, glaubten die Römer ihn vor Verfluchung zu schützen. Die gebräuchlichsten römischen Vornamen waren: A. für Aulus, App. Für Appius, C. für Gaius, Cn. Für Gnaeus, D. für Decimus, K. für Kaeso, L. für Lucius, M. für Marcus, M'. für Manius, Mam. Für Mamercus, N. für Numerius, Opit. Für Opiter, P. für Publius, Post. Für Postumus, Pro. Für Proculus, Q. für Quintus, Ser. (seltener auch Serv.) für Servius, S. oder Sex. (seltener auch Sext.) für Sextus, Sp. Für Spurius, T. für Titus, Ti. (seltener auch Tib.) für Tiberius und V für Vibius.

Sippennamen - Gentilnamen

In den alten adligen römischen Familienverbänden wurde die Abstammung noch hoch gehalten. Sippennamen bezeichneten ursprünglich die Herkunft von einem gemeinsamen Ahnen und galten dessen Andenken. Der Ruhm einer Sippe galt bei den Römern als eines der höchsten Güter in der Adelsgesellschaft und es galt die entsprechende Anerkennung über die Jahre hinweg zu sichern. Dies führte sogar soweit, dass manche Ahnherren in die mythologische Zeit zurück gingen. So gehörte etwa Iulius Caesar der Sippe der Iulier an. Diese verfolgten ihre Ahnen zurück bis zum Sohn des Aeneas, namens Iulius und hatten somit quasi Anteil an der Mythologie. Viele traditionsbewusste Träger eines großen Namens verpflichteten sich mit dem traditionellen Namen auch zu einer politischen Richtung. Während der mittleren und späten Republik galt deshalb ein Sippenwechsel als das deutlichste Zeichen für die Änderung einer politischen Gesinnung. Der Sippenname war bei allen Mitgliedern einer gens/Familie/Sippe gleich. Oftmals ließ sich aufgrund der Endsilbe des römischen Namens der regionale Ursprung der Sippe erkennen. So stammten etwa Aemilius, Iulius oder Claudius dem Namen nach, aufgrund des –us am Ende des Namens, aus Latium. Die Endung der Namen Mecenas oder Larinas, also das –as am Namensende, verriet die römische Herkunft aus etruskischen Landen.

Römische Beinamen

Da sich die römischen Familienverbände im Laufe der Jahrhunderte zunehmend verzweigten, wurde es notwendig, die römischen Abstammungslinien durch Beinamen zu unterscheiden. Etwa ab Beginn des 1. Jhd. v. Chr. wurden also die Beinamen zum festen dritten Bestandteil des Namens. So hatte der Gens Cornelia neben weiteren etwa die Zweige Scipio und Balbus. Der Zweig Scipio wiederum hatte wiederum den Unterzweig Nascia angenommen. Sklaven besaßen hingegen weiterhin nur einen Rufnamen. Sie nahmen am römischen Namenssystem, der wie ein römischer Beiname verwandt wurde, nicht teil. Bei einer Freilassung übernahmen die römischen Sklaven den Gentilnamen ihres Herrn und seit der Kaiserzeit auch dessen Vornamen. Der römische Rufname fungierte nun als echter Beiname. Diese Praxis rief auch exotische Namen hervor aus jenen Gebieten, aus denen die Sklaven stammten. Griechische, orientalische, keltische oder germanische Namen wurden auf diese Weise populär. Der von M. Tullius Cicero freigelassene Sklave Tiro hieß dann zum Beispiel M. Tullius Tiro. Gab es unter den Sklaven oder Freigelassenen Verwechslungsmöglichkeit, so wie in herrschaftlichen Haushalten mit vielen Angestellten, wurden zwei Beinamen vergeben. Der zweite Name ging nach dem vorherigen Herrn.

Römische Beinamen in der Kaiserzeit

In der römischen Kaiserzeit kam es in Mode, sich mehrere Namen zuzulegen. Seit den Antoninischen Kaisern im 2. Jhd. n. Chr. kam der Brauch hinzu, sich personen- oder gruppenbezogene Spitznamen zu verleihen. So ein Spitzname, signum oder vocabulum genannt, stammte in der Regel von Adjektiven mit der Endung –ius. Gaudentius stammte zum Beispiel von gaudens (sich freuen) ab.

Fremde Namensbestandteile in der römischen Namensgebung

In der römischen Namensgebung gab es aufgrund der römischen Geschichte natürlich auch zahlreiche Namen, die fremdländische Namensbestandteile aus geografischer Trennung, aber auch aus der ihr zugrunde liegenden Gedankenwelt kamen.

Römische Namen aus der Welt der Griechen

Die Griechen hatten üblicherweise nur einen Namen, den das Kind zehn Tage nach der Geburt erhielt. Nur wichtige Urkunden machten Konkretisierungen, wie bei den Römern. Familiennamen gab es nur bei Adelsgeschlechtern. Durch den Anhang der Nachsilben –eides  oder -e(i)lios wurde der Name des Urahns des Geschlechts gebildet. Die Griechen hatten außerdem mehr Einzelnamen, die aus mehreren Bestandteilen zusammengesetzt waren, als die Römer. Alex-andros hieß zum Beispiel, der die Männer abwehrt. Namen mit nur einem Bestandteil waren selten und deuteten auf alte Bezeichnungen aus archaischer Zeit hin. Gegen Ende der Antike kamen in der griechischen Antike vor allem Namen mit der Endsilbe -i(a)des auf. Sie bedeuteten ursprünglich die Abstammung oder Zugehörigkeit. Die römische Entsprechung waren die auf Gruppen bezogenen Spitznamen mit der Endung -ius.

Kampf- und Siegesnamen der Römer

Kampf, Sieg und Ehre standen nicht nur im echten Leben, sondern auch in der römischen Namensgebung hoch im Kurs. -polemo(s) für Krieg, -macho- für Kampf, -stato-für Heer, -hippo- für Pferd, -nike/niko- für Sieg, alex-/amyn- für abwehrend, ly(si)- für auf- bzw. erlösend, -kles/-kleitos für berühmt, -gnotos für bekannt, -timo- für Ehre.

Römische Stadt-, Volk- und Marktnamen

Viele Namen hatten auch mit Stadt, Volk und dem Markt zu tun: arist(o)- der Beste, -archi/archo-/-kreon/-krato-/-krates herrschend, -medon waltend, anax der Herr, age-/agesi-/hege- führend, so(si)- rettend, thymo- der Mut, -thrasys kühn, dik- Gerechtigkeit, -medes/-medos planend/Plan, alk(e)- Tapferkeit, bia- Kraft, -sthenes/-sthenos für Stärke.

Götter geben den Römern Namen und Ruhm

Einige römische Namen kommen aus der römischen Götterwelt oder sind aus ihr entlehnt und von ihr beeinflusst. Götter wie etwa Apollo, Demeter oder Dionysios gaben die Endungen ihrer Namen in der römischen Namensgebung. Zusammensetzungen römischer Namen enthalten zum Beispiel die Endung dotos/doros im Sinne von Gabe, Geschenk oder –genes im Sinne der Abstammung und -kles/-kleitos als Symbol für Berühmtheit. Herakles ist etwa durch Hera berühmt und Apollodor(os) bedeutet, dass dieser ein Geschenk des Gottes Apoll sei.

Römische Frauennamen

Römische Frauennamen leiteten sich häufig von Tieren und Pflanzen ab. Melissa ist die Biene, Chelidon die Schwalbe und Daphne der Lorbeerbaum. Auch Eigenschaften gaben den römischen Frauen ihre Namen: die tugendhafte Arete, die angenehme Hedeia, die süsse Glykeia und die liebe Phile.

Hatten römische Sklaven Namen?

Sklaven wurden in der Antike nach ihrer Herkunft benannt. Zur weiteren Unterscheidung kamen Eigenschaften und Kurzformen hinzu. Nach ihrer Freilassung änderten römische Sklaven – und auch Griechische – ihre Namen. Ein überliefertes Beispiel hierfür ist der freigelassene Sklave Sosias, der Retter, der nach Erlaubnis ins Thebanische Heer einzutreten seinen Namen in Sosistratos, Retter des Heeres, änderte und nachdem er das Bürgerrecht erhielt, Sosidemos, Retter des Volkes hieß.

Die Steigerung in der römischen Namensgebung

Zur Verstärkung einer Eigenschaft in der Namensgebung war es üblich, ein peri- anzuhängen, das für „um etwas herum“ stand, oder ana- für „über etwas hin“, eury- für breit, mega- für groß (was ja noch heute gebräuchlich ist!) und poly- als Bedeutung für viel. Frauennamen wurden einfach durch ein Komparativ des Adjektivs gesteigert: Philtera die Liebere und als Superlativ Philtate die Liebste. Am einfachsten und auch gebräuchlichsten war es jedoch, eine weibliche Endung an einen männlichen Namen zu hängen. So wurde aus dem männlichen Theodoros die Frau Theodora. Auch das kennen wir in der heutigen Namensgebung immer noch.

Wie kamen die Römer zu ihrem Namen?

Mädchen kamen häufig zu ihrem Namen aus rein pragmatischen Gründen. Heute unvorstellbar, wurden römische Frauen einfach durchnummeriert: Primus, Secundus, Tertius, Quartus, Quintus, Quinctius oder Quintilianus, Sextus, Sextius oder Sestius, Septimus oder Septimius, Octavius oder Octavianus, Nonus oder Nonius und Decimus waren bei den Römern durchaus gängige Namen – insbesondere bei den Mädchen. Besondere Umstände bei der Geburt konnten ebenfalls zur Namensgebung führen. Properius war der Frühgeborene und Agrippamit der mit den Füssen zuerst auf die Welt gekommen. Geminius und Gemellus bedeutete Zwillinge und Trigeminus stand für Drillinge. Auch die Uhrzeit der geburt konnte zum Namen werden: Manius war morgens geboren und Lucius und Lucilius am Tag. Marinus etwa war auf hoher See zur Welt gekommen und erst nach dem Tod des Vaters erblickte Postumus das Licht der Welt. Dentatus kam vermutlich mit Zähnchen im Mund zur Welt.

Das Aussehen gibt den römischen Namen

Auch die Haarfarbe oder der Haut konnten römischen Kindern ihre Namen verleihen. Albius und Albinus waren weiß- oder blondhaarig zur Welt gekommen. Caesius und Caesellius hatten blaugraue Augen. Canuleius kam grau zur Welt, Flavius blond, Fulvius rötlich bis braun, Fuscus dunkel bis schwarz und Livius blau bis bleich. Bekannt waren zur Zeit der Römer auch die Namen Niger, Nigellus, Nigidius und Nigrinus für schwarz sowie Rufus und Rufinus für rot und Rutilius für rotgelb.

Große und kleine Römer und ihre Namen

Der große Römer hieß etwa Magnus, der noch größere Maximus. Die Kleinen erhielten den römischen Namen Parvus undPaul(l)us. Dick waren Crassus und Bassus und der dünne Römer konnte Macer heißen. Ein sehr langer Römer hörte gegebenenfalls auf den Namen Long(in)us und der hübsche Knabe auf Lepidus. War ein Römer gar schön, konnte er auch Pulcher heißen und der wüste Typ konnte den römischen Namen Turpilius tragen. Auch von Körperteilen leiteten die Römer ihre Namen ab: der großköpfige Capito, Fronto mit der breiten Stirn, die kraushaarige Cinna, Cincinnatus und Crispus oder ganz ohne Haarpracht: Calvus und Glabrio.

Gebrechen und Äußerlichkeit als Namensgeber

Sogar Gebrechen ließen die Römer in ihrer Namensfindung nicht aus! Blind waren etwa Aecus und Caecilius. Paetus war ein Blinzler und Strabo schielte. Bei dem Namen Naso dürfte eine große Nase der Namensgeber sein und bei Nasica eine krumme Nase. Dicke Backen hatten Bucca, Bucco und Buccius. Labeo kam mit wulstigen Lippen daher und Den(i)o, Denter, Dentrius und Denticulus waren nach ihren Zähnen benannt. Flaccus war wohl hingegen mit Schlappohren geboren. Römer mit dem Namen Mento hatten ein ausgeprägtes Kinn und Struma einen Kropf. Auf den Bart zielen die römischen Namen Barba, Barbo und Barbatus ab; Ahenobarbus hatte einen kupferroten Bart. Balb(in)us und Balbulus stotterten. Laelius, Laenius und Laevius waren Linkshänder. Sedigitus hatte etwa sechs Finger und Murc(li)us einen verstümmelten Daumen. Scaurus musste mit einem Klumpfuß durchs Leben gehen und Claudius hinkte. Plattfüße waren unter den Römern ebenfalls weit verbreitet, denn es gab zahlreiche Römer mit den Namen Atta, Pansa, Pedo, Planc(i)us, Planta, Plautus undPlotinus. Valg(i)us, Varro und Var(i)us hatten dagegen einfach krumme Beine. Forficulus war mit X-Beinen „gesegnet“ und Dorso und Tubero hatten einen Buckel. Wer Naevius hieß, hatte vermutlich ein markantes Muttermal, Verrucosus Warzen.

Tiere geben römische Namen

Da zahlreiche Römer mit der Landwirtschaft oder mit Tieren zu tun hatten, leiten sich viele römische Namen von landwirtschaftlichen Tätigkeiten oder Tieren ab. Aquila bedeutete zum Beispiel der über die Felder kreisende Adler. Asina, Asinius und Aselio stammen vom Esel. Aper und Verres haben etwas mit dem Eber zu tun. Bestia bedeutet das Biest. Caninius kommt von Hund und Caprarius und Caprilius haben mit der Ziege etwas zu tun. Catulus heißt junger Hund. Corv(in)us steht für Rabe. Equitius ist das Pferd und Lupus der Wolf. Merula heißt Amsel und Musdie Maus, Murena ist die Muräne, Nocuta der Kauz, Ovi(di)us und Ovinius Schaf, Porcius und Cuillius bedeuten Schwein, Taurius Stier und Vitelius ist das Kalb.

Auch die Pflanzenwelt spiegelt sich in der römischen Namensgebung wieder: die Zwiebel heißt Caepio, die Kichererbse Cicero, die Bohne Fabius, der Kopfsalat Lactucius und die Linse Lentulus. An Berufen gab es zum Beispiel Agricola, der Bauer, Fabricius, der Schmied, Opilio, der Schäfer, Fictorius, der Bäcker und Flamini(n)us, der Priester.

Römische Namen heute

Übrigens führen viele römische Namen die heutigen Baby-Namenshitlisten an. Unter den Jungen sind etwa Luca, Markus, Sebastian, Patrik, Linus, Anton, Roman und Romeo beliebt. Aber auch Dominic, Florian, Marius und Marcel sind Namen römischen Ursprungs. Nero, Tiberius und Remus heißen auch heute noch Jungs. Unter den weiblichen Namen führen Christina, Julia und Sabine die Hitliste der römischen Namen an. Selina, Laura und Melina sind ebenfalls Mädchennamen, die aus der Antike entliehen sind. Patrcia, Veronica oder Johanne ebenso. Aurora steht in der römischen Mythologie etwa für die Morgenröte. Auch dieser Name wird heute noch kleinen Mädchen verliehen.

Römische Kaisernamen

Zu guter Letzt hier noch eine Liste der römischen Kaisernamen: Augustus, Tiberius, Caligula, Claudius, Nero, Galba, Otho, Vitellius, Vespasian, Titus, Domitian, Nerva, Trajan, Hadrian, Antoninus Pius, Marc Aurel, Commodus, Pertinax, Didius Julianus, Septimius Severus, Caracalla, Macrinus, Elagabal, Severus Alexander, Tacitus … Vollständig ist diese Liste nicht, gibt jedoch Einblick in einige der wichtigeren römischen Kaisernamen.